Imperia: Rad, Wanderschuh und Meerblick inklusive
Morgens liegt goldenes Licht auf den Hügeln von Moltedo. Aus den Olivenhainen kommen die Rufe der Eichelhäher, das Krächzen der Elstern, das Gurren der Tauben. Über dem Tal zieht ein feiner Dunst, in dem sich Torrente Prino wie ein silbriges Band schlängelt.
Unser alter Turm steht oberhalb des Dorfes, zwischen knorrigen Olivenbäumen. Die Mauern tragen Spuren vieler Jahre. Von der Terrasse reicht der Blick über Val Prino bis zum Meer bei Porto Maurizio.
Moltedo liegt am Zusammenfluss von Prino und Rio dei Boschi. Das Dorf klebt am Hang, umgeben von Terrassen voller Oliven. Zwischen den Steinhäusern blüht im Sommer der Oleander in kräftigem Rosa, Weiß und Rot.
Im Herbst sehen wir die Olivenernte. Männer und Frauen spannen Netze, schütteln die Äste, sammeln die Früchte. Traktoren fahren die schmalen Straßen hinunter zu den Mühlen.
Radfahren an der Küste
Imperia liegt an der ligurischen Küste, zwischen Genua im Osten und Sanremo im Westen. Dieser Abschnitt ist als Blumenriviera bekannt – eine Küste, an der Oleander, Bougainvillea und Zitronenbäume fast das ganze Jahr blühen. Entlang der Strände reihen sich kleine Fischerorte, Yachthäfen und Promenaden. Hinter der Küstenlinie steigen sofort die Hügel an, gesäumt von Olivenhainen und bunten Gärten. Die Lage macht Imperia zum idealen Ausgangspunkt für Touren entlang der Küste bis Sanremo oder ins bergige Hinterland der Ligurischen Alpen.
In Imperia beginnt die Pista Ciclabile. Der Radweg folgt einer ehemaligen Bahnstrecke, zieht sich rund 30 Kilometer bis Ospedaletti, direkt am Meer. Er führt durch Orte wie San Lorenzo al Mare, Santo Stefano al Mare und Arma di Taggia. Abschnitte laufen durch alte Bahntunnel, dann öffnet sich der Blick weit über das Wasser. Oleanderhecken begleiten den Weg, ihr Duft mischt sich mit der salzigen Luft.
Die Strecke wird ständig optimiert und erweitert. Rennradfahrer nutzen sie für lange Küstenfahrten. Mountainbiker schlagen hier den Bogen ins Hinterland, wo alte Wege von mittelalterlichem Dorf zu mittelalterlichem Dorf führen. Mal verläuft der Pfad schmal am Hang, mal auf breiten Schotterwegen durch Olivenhaine.
Von Imperia aus radelt man auch nach Sanremo. Die Strecke verläuft ebenfalls auf der alten Trasse, vorbei an Stränden, Fischerbooten und Promenaden mit Palmen. Entlang des Wegs laden Bars und Restaurants zur Pause ein.
Touren ins Hinterland
Das Hinterland von Imperia fordert Beine und Kondition. Straßen steigen in langen Kurven zwischen Olivenhainen und Kastanienwäldern. Monte Faudo und Monte Grammondo locken mit harten Anstiegen und langen Abfahrten. Rund um Badalucco führen Mountainbike-Trails in unterschiedlicher Schwierigkeit durch Täler, über Kämme und vorbei an alten Steinmauern.
Direkt von Imperia aus erreicht man Küstenpfade mit Blick auf Buchten und Felsstrände. Im Hinterland locken Routen wie der Aufstieg zum Monte Faudo (1.149 m) mit Panorama auf Meer und Seealpen oder die Verbindung zwischen den Bergdörfern Valloria, Prelà und Dolcedo, vorbei an Olivenhainen und alten Steinbrücken. Wer höher hinaus will, kann auf den Höhenwegen der Ligurischen Alpen mehrere Tage unterwegs sein und unterwegs in Rifugi (Berghütten) einkehren. Frühling und Herbst sind ideal – dann blühen Wildblumen, und die Fernsicht reicht oft bis nach Korsika
Wandern in den Ligurischen Alpen
Hinter den Hügeln öffnet sich das Tor zu den Ligurischen Alpen. Dort treffen Meer und Berge direkt aufeinander. Höhenwege führen über Grate mit Blick auf beide Seiten – das glitzernde Mittelmeer im Süden, die schneebedeckten Gipfel der Seealpen im Norden.
Von unserem Turm aus erreichen wir alte Maultierpfade, die sich ins Gebirge ziehen. Sie führen zu Bergdörfern wie Vasia oder Valloria, wo bemalte Türen Geschichten erzählen. Weiter oben wird das Gelände rauer: steinige Pfade, Wacholderbüsche, weite Weideflächen. Im Frühling blühen hier Enzian und Alpenveilchen.
Die Tierwelt ist vielfältig. Bussarde ziehen Kreise, Rehe treten in der Dämmerung aus dem Wald, Wildschweine wühlen unter den Oliven. Eidechsen wärmen sich auf den Mauern. Nachts leuchten Glühwürmchen, Frösche rufen aus den Bachläufen.
An heißen Tagen locken die Laghetti Lecchiore. Das Wasser stürzt über Felsen in klare Becken. Ein Sprung hinein nimmt die Hitze aus dem Körper. Libellen schweben über der Oberfläche.
Meer vor der Haustür
Unten in Imperia beginnt das Meer direkt hinter den Strandpromenaden. Von hier starten Boote zum Whale Watching. Vor der Küste ziehen Finnwale, Pottwale und Delfine durch das Ligurische Meer. An manchen Tagen legen Meeresschildkröten ihre Eier zwischen den Sonnenschirmen der Strandbäder ab. Und manchmal, gleich unten beim Yachthafen, durchschneidet eine dunkle Flosse das Wasser – ein stiller, seltener Moment, bevor sie wieder verschwindet.
Dolcedo am Abend
Nur wenige Kilometer ins Tal hinein liegt Dolcedo. Hier endet ein Tag oft auf der Piazza. Pizza, Wein, Stimmen, Lachen. Wenn die Teller leer sind, rollt ein Ball über das Pflaster. Kinder und Erwachsene spielen zusammen, während am Rand ältere Dorfbewohner in der Abendsonne sitzen und zusehen. Über den Dächern glüht der Himmel, und das Licht spiegelt sich im Wasser von Prino, bevor es in der Dunkelheit verschwindet.
Wir kamen nur für eine Zeit. Jetzt bleiben wir. Unser Turm steht fest im Wind. Das Tal öffnet sich jeden Tag neu. Die Natur hält uns hier fest.
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